Assistenzsysteme gegen Auffahrunfälle: Wenn Transporter automatisch bremsen

Bei Unfällen sind Transporter meist nicht nur involviert, sondern häufig auch der Grund. Auffahrunfälle sind dabei besonders zahlreich. Neben ihrer Größe wirkt sich nämlich auch die Masse negativ auf dem Bremsweg aus. Gefährlich ist das nicht nur für die Fahrer selbst, sondern vor allem für die anderen Straßenteilnehmer, die in Sachen Größe und Gewicht in jedem Fall den Kürzeren ziehen. Verschiedene Assistenzsysteme versprechen mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Aber wie gut sind diese Systeme wirklich? In diesem Artikel besprechen wir nicht nur die verschiedenen Funktionen, sondern auch wie weit man auf Assistenzsysteme vertrauen sollte.

Faktencheck: Wie viele Unfälle gibt es jährlich? Das sagt die Unfallstatistik

Alle von der Polizei aufgenommenen Unfälle, die mit einem Sach- oder Personenschaden einhergegangen sind, wurden in der Straßenverkehrsunfallstatistik erfasst und zusammengetragen. Positiv ist, dass die Zahl der Unfälle mit Personenschaden in den letzten Jahren rückläufig ist. Das lässt sich vor allem auf die Einführung von Regularien wie Helm-, Gurt-, oder Kindersitzpflicht, streckenbasierten Geschwindigkeits-Limits sowie einer verschärften Alkoholgrenze zurückführen. Dennoch ist die Zahl der erfassten Unfälle erschreckend: Mit über 2,4 Millionen Unfällen im vergangenen Jahr, stellen Kraftfahrzeuge weiterhin eine enorme Gefahrenquelle dar. Trotz des sinkenden Personenschadens bei Unfällen im Straßenverkehr ist die allgemeine Unfall-Summe 2022 im Vergleich zu 2021 um 4% gestiegen. Und auch von der “Vision Zero”, dem Ziel, keine Unfalltoten mehr im Straßenverkehr beklagen zu müssen, sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt.

Das sind die häufigsten Unfallursachen

Der ADAC hat sich in den letzten 18 Jahren stark mit den Unfallursachen beschäftigt. Die Forschung ergab, dass mehr als jeder zehnte Unfall auf mangelnde Verkehrstüchtigkeit oder einen abgelenkten Fahrer zurückzuführen ist. Darunter zählen unter anderem Müdigkeit, überdurchschnittliche Emotionalität oder auch ein kurzer Blick aufs Handy. Diese Faktoren können dabei nicht nur für die Insassen des Fahrzeugs, sondern auch für den umliegenden Straßenverkehr enorme Folgen nach sich ziehen. 

Der ADAC stellte bei einem Test fest, dass eine Ablenkung von nur 3 Sekunden bei 100 km/h zu einem Blindflug von 100 m führt. Diese 3 Sekunden entsprechen ungefähr der Dauer, um ein Lied auf dem Display des Handys zu überspringen.

Der Einsatz von Fahrer-Assistenzsystemen: Unterschiede bei Autos und Transportern

Unfälle bei Autos und Transportern sind unterschiedlich zu beurteilen. Am bekanntesten ist sicherlich der Tote Winkel, der gerade bei Transportern oder LKWs ein hohes Sicherheitsrisiko birgt. Aber auch im restlichen Straßenverkehr sind die Auswirkungen von Kastenwagen, aufgrund ihres Gewichts, der Größe und der eingeschränkten Sicht, weitaus höher als bei Autos. Diese Faktoren können sich stark auf den Bremsweg auswirken und sind daher treibender Grund für die Vielzahl an Auffahrunfällen, resultierend aus Unaufmerksamkeit oder zu geringen Sicherheitsabständen.

Abbiege-/ Totwinkel-Assistent

Vor allem für Radfahrer und Fußgänger sind abbiegende Fahrzeuge besonders gefährlich. Hier schafft ein Abbiegeassistent Abhilfe und kann durch elektronische Überwachung der Umgebung den Fahrer des Fahrzeugs vor einer drohenden Kollision warnen. 

Notbremsassistent/ Auffahrassistent

Die häufigste Unfallursache sind Auffahrunfälle, dabei können vor allem Fahrzeuge über 3,5 Tonnen aufgrund ihrer Größe und ihrem Gewicht einen enormen Schaden anrichten und so nicht nur die umliegenden Fahrzeuge, sondern auch Personen in Gefahr bringen. Notbrems-Assistenzsysteme oder Auffahr-Assistenzsysteme reagieren auf umliegende Fahrzeuge und bemerken Veränderungen in jedem Fall schneller als der Mensch. Dabei detektiert das Assistenzsystem eine verringerte Geschwindigkeit und leitet automatisch den Bremsvorgang ein, wenn sich der Abstand zwischen den Fahrzeugen zu stark verringert.

Aufmerksamkeitsassistent

Dieses Assistenzsystem fokussiert sich auf die Fahrtüchtigkeit des Fahrers. Durch Überwachung der Lenkbewegung, der Betätigung von Gas- und Bremspedal sowie der Fahrtdauer seit der letzten Pause wird die Konzentration gemessen und ein Rückschluss auf die Müdigkeit gezogen. Bei erkannter Müdigkeit erinnert das System den Fahrer automatisch daran, eine Pause einzulegen. 

Seitenwind-, Spurhalte- und Stauassistent

Zugegeben, diese Assistenzsysteme gehören eher zu der Sonderausstattung, jedoch können sie nicht nur den Fahrkomfort, sondern auch deine Sicherheit stark steigern. 

Der Seitenwindassistent misst zum einen die Windgeschwindigkeit um dein Fahrzeug herum und bremst das Fahrzeug ab einer Geschwindigkeit von 65 km/h bei zu starkem Seitenwind entsprechend ab, um ein Ausbrechen zu verhindern. Zudem kann diese Funktion besonders bei plötzlichen Windböen die Fahrt um einiges sicherer machen. 

Der Spurhalteassistent unterstützt das Fahrzeug beim Halten der Fahrspur und greift somit beim alltäglichen Fahren, im Gegensatz zum Seitenwindassistenzsystem. Dabei wird unterschieden, ob das Fahrzeug ausschließlich eine Warnung ausspricht oder ob das Fahrzeug aktiv gegenlenkt und so das Abkommen von der Straße verhindert. 

Der Stauassistent ergänzt den Spurassistenten, in dem er das Fahrzeug während eines Staus in der Spur hält und dafür sorgt, dass der notwendige Abstand zu den umliegenden Fahrzeugen eingehalten wird. Auch hier wird unterschieden zwischen Warnung und aktivem Einlenken. Viele Systeme bieten ebenfalls einen integrierten Anfahrassistenten an.

Pflicht für Assistenzsysteme ab 2024

Der Hauptgrund für Unfälle ist menschliches Versagen. Mit dem Einsatz von Assistenzsystemen soll dieser Faktor ausgeglichen werden, sodass es zukünftig nicht mehr zur Gefährdung von Menschen oder Lebewesen kommt. Seit 2022 läuft der Prozess der Inkludierung der oben genannten Assistenzsysteme. Bis 2024 soll dieser Prozess abgeschlossen sein, sodass alle Neuwagen über eine serienmäßige Sicherheitsausstattungen verfügen. Aber auch für ältere Modelle gibt es Nachrüst-Lösungen, die nicht unbedingt auf den Geldbeutel schlagen müssen, denn der nachträgliche Einbau wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanziell unterstützt.

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