Von der Digitalisierung des Handwerks

Das Handwerk hat sich lange Zeit mit digitalen Lösungen schwer getan. Nun holt es aber in großen Schritten auf. Laut einer repräsentativen Studie des ZDH verfügen inzwischen rund 95 Prozent der Handwerksbetriebe über eine eigene Website, 58 Prozent setzen Software-Lösungen für die Steuerung ihrer betrieblichen Abläufe ein und ein Viertel (rund 25 Prozent) nutzen moderne digitale Technologien, zum Beispiel 3D-Drucker zur Herstellung von Ersatzteilen oder Tracking-Systeme für Maschinen, Werkstoffe und für ihre Mitarbeiter. Die Chancen, die die Digitalisierung bietet, sind nicht zu unterschätzen. Schließlich helfen sie den Betrieben langfristig, die hohe Qualität und die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Handwerks zu sichern.

Einführung: Digitale Tools im Handwerk

Ganz gleich, ob Schreiner, Installateure, Raumausstatter, Elektrotechniker oder Steinmetze – im Ausbaugewerbe spielen inzwischen digitale Tools eine bedeutende Rolle, was den Arbeitsprozess und die Kundenzufriedenheit betrifft.

Das volle digitale Potenzial wird jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Wenn es um die Darstellung von Abläufen und Erklärung komplexer Produkte gegenüber dem Kunden geht, werden heute jedoch bereits oft mobile Endgeräte genutzt und der Überblick über die Kundenbeziehung erfolgt üblicherweise über branchenspezifische CRM-Softwarelösungen (Customer-Relationship-Management). Darunter fallen alle Strategien und Maßnahmen zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Kundenbindung und Zufriedenheit.

Selbst in den kleineren Betrieben wird eine interne Vernetzung der Mitarbeiter mittlerweile zum Branchenstandard. Auch Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP) kommen teilweise zum Einsatz, wenn es darum geht, sämtliche Geschäftsprozesse zu verwalten. Welches Potenzial es in den einzelnen Gewerken darüber hinaus noch gibt, haben wir uns einmal für dich anhand einiger Handwerksberufe genauer angesehen. Hier findest du übrigens unsere Transporter Angebote für Handwerker.

Elektrotechniker

Zum Standard in vielen Betrieben gehören bereits digitale Prüf- und Messtechnik, wie Glasfaserprüfgeräte, Wärmebildkameras oder auch Laptops zur Programmierung
von Sicherheitstechnik und bei der Wartung von Maschinen. Zunehmend werden auch 3D-Drucker zur Herstellung von Klein- und Ersatzteilen verwendet, sowie Sensortechnik im Bereich Smart- und Connected Living eingesetzt. Denn die Entwicklung des Smart Home ist nicht aufzuhalten.
 

Installateure

Zeitgemäße Heizungs- und Klimatechnik ist heute digital vernetzt und kann über entsprechende Software gesteuert werden. Die intelligenten Steuersysteme werden beim Einbau kalibriert und in gewissen Abständen gewartet. Wobei das Auslesen und die Wartung der Anlagen zunehmend aus der Ferne via digitalem Monitoring erfolgt. Durch Cloud-Services sind einige Betriebe mit ihren Monteuren außerdem im Außeneinsatz verknüpft. 

Schreiner

Das Schreinerhandwerk ist natürlich hauptsächlich von klassischer Handarbeit geprägt. Nichtsdestotrotz setzen inzwischen viele Betriebe auf digitale Maßnahmen wie eine zeitgemäße Webseite oder Social Media, wenn es etwa um Kundengewinnung oder -Bindung geht.

Was die Produktion angeht, erfolgte diese unter Zuhilfenahme von (teil-)automatisierten und vernetzten CNC-Maschinen. CNC-Maschinen (Computerized Numerical Control) sind Werkzeugmaschinen, die durch den Einsatz moderner Steuerungstechnik in der Lage sind, Werkstücke mit hoher Präzision auch für komplexe Formen automatisch herzustellen. Sehr häufig werden zudem auch CAD-Programme (computer aided design) zur Konstruktion der Produktionsgüter eingesetzt. Intelligente und vernetzte CAD/CAM/CNC-Systeme (computergestützte Fertigungssysteme) und von Fräsrobotern angefertigte Tischlereiprodukte helfen dabei, Ressourcen effizient einzusetzen. 

Steinmetze

Obwohl die Arbeit von Steinmetzen mit einem hohen Erklärungsbedarf einhergeht, gehört der Einsatz von digitalen Planungs- und Visualisierungstools wie z. B. Gebäudedatenmodellierung (Building Information Modeling, kurz BIM) noch nicht zum Standard. Damit können komplette Bauprojekte bis zum letzten Fassadenstein digital konzipiert werden, noch bevor überhaupt der erste Bagger anrückt. Die meisten Betriebe verwenden allerdings bereits 3D-Scans oder Lasergeräte, die sie zur Vermessung einsetzen.

Ebenfalls werden auch computergesteuerte CNC-Sägen und CNC-Wasserstrahlautomaten mit den Konstruktionswerkzeugen vernetzt, so dass der Zuschnitt automatisiert erfolgen kann. Vor allem im Bereich der Grabsteingestaltung ist die Digitalisierung bereits angekommen. Teilweise werden Grabsteine mit einem QR-Code oder sogar Flachbildschirmen ausgestattet.

Gerade Restauratoren werden von digitalen Visualisierungsmöglichkeiten mittels Augmented Reality sowie der vernetzten CAD/CAM/CNC-Fertigung bei ihrer Arbeit profitieren können.

Raumausstatter

Raumausstatter nutzen zunehmend CAD-Software zum Konstruieren der Räume. Mittels 3D-Skizzen und Augmented Reality können den Kunden Material- und Farbauswahl erlebbar präsentiert werden. Mittels Digitaldruck können außerdem Heimtextilien gestaltet und digitale, lasergestützte Aufmaße eingesetzt werden. 

Social Media zur Kundenkommunikation?

Nur 26 Prozent der Handwerker kommunizieren derzeit mit ihren Kunden via Social Media. Nun lässt sich natürlich darüber streiten, ob Handwerksbetriebe zwingend auf Social Media präsent sein müssen. Allerdings sind es – vor allem die jüngeren – Kunden inzwischen durchaus gewohnt, Serviceanfragen, Reklamationen und Feedback über den schnellsten Weg abzugeben. Regionale Handwerksarbeit wird auch heute noch geschätzt und zwar auch von den Digital Natives, der Generation Y, die Wert auf Individualisierung und der nachhaltigen Verwendung natürlicher Ressourcen legt. Einer Generation, die zwar digital unterwegs, aber lokal aktiv ist – anstatt Produkte aus dem großen, anonymen Globalisierungsnetz zu beziehen. Um diese Zielgruppe anzusprechen, braucht es allerdings schon mehr als den derzeit nur bei 16 % liegenden Anteil an Werbeanzeigen von Handwerksbetrieben im Internet. 

Die Digitalisierung wird sich nicht aufhalten lassen

Auch die einstmals klassischen Handwerksberufe befinden sich im digitalen Wandel der Zeit und nutzen bereits viele digitale Tools. Diese helfen, im Wettbewerb zu bestehen, aber auch Arbeitsschritte zu vereinfachen sowie Zeit und Geld zu sparen. Natürlich sind nicht alle Tools für jeden Handwerksbetrieb sinnvoll und bevor du vielleicht viel Geld für ein komplett neues System ausgibst, solltest du sicherlich zweimal darüber nachdenken, ob und wie du es in deine Prozesse einbindest bzw. diese anpassen kannst. Aber früher oder später, spätestens mit dem weiteren “Erwachsenwerden“ der Generation Y, wird auch die Handwerksbranche immer stärker digitalisiert werden und nicht mehr ohne auskommen können.

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