Autonome Transporter: Ferner Traum oder nahe Zukunft?

Schon bald werden die ersten vollautomatisierten Transporter über deutsche Fernstraßen rollen – zumindest wenn die Entwicklung weiter im derzeitigen Tempo voranschreitet. Und glaubt man einer aktuellen Studie der Roland Berger Unternehmensgruppe, die sich mit den Auswirkungen des neuen Trends zu autonomen Fahrzeugen im Straßenverkehr beschäftigt, ist es tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit bis PKWs, Transporter und LKWs ohne überwachenden Fahrer über Deutschlands Straßen rollen. 

Aktueller Stand der technologischen Entwicklung

Es gibt bereits mehrere  Pilotprojekte, die sich jedoch auf einem unterschiedlichen technologischen Niveau bewegen. Das Logistik-Unternehmen DHL plant die Optimierung eigener Fahrassistenz-Systeme und im folgenden Entwicklungsschritt die automatische Steuerung der Transporter in bestimmten Fahrsituationen wie z. B. Stop-and-Go-Verkehr oder Staus. Mittel- und langfristig gesehen, strebt DHL gar ganze Konvois an, die nur aus vollständig automatisierten Transportern bestehen.

Auch deutsche Automobilbauer testen – aufgrund der großzügigeren Gesetze allerdings vor allem in den USA – bereits seit einigen Jahren Fahrzeuge, die selbstständig auf den Highways unterwegs sind. Das computergestützte Fahr-System ähnelt dabei in seiner Funktionsweise dem Flugzeug-Autopiloten: Der Fahrer muss nur noch das Ziel angeben und anschließend das Fahrzeug überwachen.

Dabei können die Transporter selbsttätig im Verkehr „mitschwimmen“, beschleunigen, bremsen, Spurwechsel durchführen und andere Fahrer-Aufgaben erledigen. Radar-Sensoren und Kameras überwachen das Umfeld auf der rechten und linken Seite des Fahrzeugs und erkennen Objekte, die der Mensch aus der Fahrerkabine nicht sehen würde.

Auch die Fiat-Gruppe ist im Bereich der autonomen Fahrzeuge nicht untätig. Erst kürzlich gab das Unternehmen bekannt, gemeinsam mit Google an selbstfahrenden Autos zu forschen. Vielleicht gibt es also schon bald einen Ducato, der die Waren von A nach B fährt, während der „Fahrer“ bequem am Laptop die nächsten Touren plant.

Autonome Transporter – Chance oder Risiko?

Fakt ist: Die Transportbranche erhofft sich, trotz hoher Entwicklungskosten, langfristig gesehen große Kosten-Vorteile. Das sogenannte Platooning, bei dem Fahrzeuge in sehr geringem Abstand im Konvoi fahren und sich somit gegenseitig Windschatten bieten, könnte die Kosten Schätzungen zu Folge um knapp 6 Prozent reduzieren. Die zunehmende Automatisierung könnte weitere 6 Prozent Kosten sparen, da sich der Fahrer schon während der Fahrt ausruhen und die vorgeschriebenen Ruhezeiten leichter einhalten kann.

Vollautomatisierte Transporter fahren laut der Berger-Studie sogar bis zu 90% kostengünstiger als herkömmliche Transporter. Denn Unternehmen können auch Versicherungsprämien sparen, da autonome Fahrzeuge wesentlich sicherer sind – so zumindest die Theorie. Damit sich die Fahrzeuge vollständig amortisieren, seien allerdings noch große Fahrleistungen, vor allem auf Autobahnen, notwendig. Heißt: Die Ersparnis hängt auch stark von den konkreten Einsatzgebieten ab.

Also freie Bahn für autonomes Fahren? Nicht ganz. Haupthindernisse bei der Einführung der autonomen Transporter sind weiterhin die noch nicht voll ausgereifte Technologie und nicht zuletzt der noch weitgehend ungeregelte Bereich der Haftung. Hier warten nicht nur die Automobilbauer auf eine Entscheidung der Politik, wer im Falle eines Unfalls mit einem selbstfahrenden Auto für entstandene Schäden geradestehen muss.

Laut einer aktuellen Umfrage, sehen auch Vielfahrer der Einführung des autonomen Fahrens bisher noch mit gemischten Gefühlen entgegen. 14 Prozent von ihnen lehnen es sogar vollständig ab, zwei Drittel der Berufskraftfahrer hatten grundsätzliche Vorbehalte. Lediglich 15 Prozent der Befragten würden sich von ihrem Fahrzeug ohne eigenes Zutun zum Zielort fahren lassen.

Noch ein längerer Weg

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die neue Technologie zwar mit hohen Entwicklungskosten verbunden ist, aber auch vielversprechende Möglichkeiten birgt, sicher und zugleich kostengünstig Ware zu transportieren. Die vorherrschende Skepsis der Berufskraftfahrer ist sicherlich nachzuvollziehen und bedeutet, dass es noch großen Bedarf an Überzeugungsarbeit durch die Hersteller gibt. 

Die Fiat Professional-Transporter

Zum Seitenanfang