Ratgeber: Ladekarten für E-Transporter

Die Thematik der Ladekarten für E-Mobilität ist leider immer noch ziemlich kompliziert und auf den ersten Blick auch ganz schön undurchsichtig, sodass man sich wirklich ausführlich damit beschäftigen sollte, bevor man blindlings an eine Ladesäule fährt und im Zweifel viel zu viel Geld für den geladenen Strom bezahlt. Und genau das haben wir diese Woche für dich getan!

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(Stand Juni 2022)

Warum braucht man verschiedene Ladekarten?

Das Angebot an Ladekarten und entsprechenden Tarifen ist schier unendlich. Denn nicht nur gibt es unterschiedliche Karten – der Preis, den du pro geladene Kilowattstunde bezahlst, ist auch noch abhängig vom Anbieter der Ladesäule  – und davon, ob du mit Wechselstrom (AC, „langsames“ Laden) oder Gleichstrom (DC, an Schnell-Ladesäulen) lädst. Im Schnitt kannst du davon ausgehen, dass der Strom an einer Schnelllade-Säule rund 10 Cent teurer pro kWh ist – dafür spart man sich aber natürlich auch viel Zeit!

Aber warum brauchst du überhaupt verschiedene Ladekarten? Leider ist der Markt in Deutschland ziemlich unübersichtlich und das einfache Zahlen per Kredit- oder Girokarte an einer Säule nur in wenigen Einzelfällen möglich. Daher brauchst du eine Ladekarte, die an der jeweiligen Säule akzeptiert wird und die Abrechnung ermöglicht. Das muss nicht zwingend die Ladekarte des Säulenbetreibers selbst sein, auch das sogenannte Roaming, also das Nutzen einer anderen Ladekarte ist oftmals möglich. Mit welchen Preisen du für deinen E-Transporter dabei rechnen musst, erfährst du weiter unten.

Welche Ladekarten gibt es?

Die größten Ladekartenanbieter in Deutschland sind ADAC, Chargemap, EnBW, Ewe Go, Fastned, Maingau, Plugsurfing und Shell Recharge. Das sind bei Weitem noch nicht alle; aktuell sind über 200 Anbieter am Markt und auch bei den Preisen und der jeweiligen Bezahlmethode gibt es zahlreiche Variationen. Wie viel eine Kilowattstunde im Schnitt kostet, kann man demnach schlecht sagen. Anfang 2023 konnte man für das AC-Laden mit einer Preisspanne von 44 Cent (MVV eMobility) bis zu 65 Cent (EnBW) pro kWh rechnen. Die günstigen Angebote sind allerdings in der Regel immer mit einer Mitgliedschaft verbunden. Bei EnBW kommen monatlich z.B. 5,99 € Grundgebühr hinzu. 

Ziehst du das schnellere DC-Laden vor, musst du tiefer in die Tasche greifen. Hier kannst du mit Preisen zwischen 50 Cent (EnBW) und 83 Cent (Fastned) rechnen.  Lädst du bei den Ionity-Ladesäulen, die häufig an Autobahnen zu finden sind, zahlst du nochmal mehr: Zwischen 79 und 89 Cent werden pro schnell-geladener Kilowattstunde fällig.

Übersicht Ladekarten und Preise

 

AC*

DC*

Ionity*

Besonderheiten

ADAC

0,60 €

0,60 €

0,79 €

Nur für ADAC Mitglieder

Chargemap

betreiberabhängig

betreiberabhängig

betreiberabhängig

 

EnBW Ladetarif S

0,65 €

0,65 €

0,79 €

 

EnBW Ladetarif M

0,57 €

0,57 €

0,79 €

5,99 € Grundgebühr/ Monat

EnBW Ladetarif L

0,50 €

0,50 €

0,79 €

17,99 € Grundgebühr/ Monat

Ewe Go

0,59 €

0,64 €

0,64 €

 

Fastned

0,69 €

 

Fastned Gold Member

0,58 €

11,99 € Grundgebühr/ Monat

Hamburg Energie

0,49 €

0,49 €

nur an Hamburg Energie Ladestationen

Ladenetz

betreiberabhängig

betreiberabhängig

betreiberabhängig

 

Lichtblick FahrStrom

0,55 €

0,75 €

 

Maingau

0,49 €

0,59 €

0,75 €

 

MVV eMotion

0,44 €

0,54 €

50% der Ladungen müssen an MVV-Säulen sein

Plugsurfing

0,56 €

0,74 €

0,89 €

 

Shell Recharge

0,46 € – 0,59 €

0,59 € – 0,64 €

0,81 €

0,35 € Gebühr/ Ladevorgang

Vattenfall

0,45 €

0,65 €

0,79 €

 

*Preise pro kWh, Stand: 24.01.2023

Details zu den Ladekarten-Anbietern

Wichtige Info vorab: Durch die stark gestiegenen Strompreise herrscht derzeit hohe Bewegung im Markt, quasi wöchentlich ändern sich die Preise der Anbieter. Schaue daher am besten vor dem Laden noch mal nach, ob der angegebene Preis tatsächlich noch stimmt. Einen guten Anhaltspunkt dafür geben auch die beiden unten genannten Apps.

Der ADAC bietet seinen Ladetarif nur seinen Mitgliedern an, hat dafür aber basierend auf dem EnBW-Netz eine sehr große Abdeckung von Ladesäulen in ganz Deutschland. Seit der letzten Preiserhöhung Anfang 2023 sind diese jedoch deutlich über der Konkurrenz.

Mit den EnBW-Ladetarifen hast du wie beim ADAC eine ziemlich große Netzabdeckung. Hier gibt es nun drei Ladetarife S, M und L, bei denen teilweise eine monatliche Grundgebühr anfällt, was sich aber bei mehreren Ladungen im Monat durch vergünstigte kWh-Preise lohnen kann (Tarif M ab 74 kWh, Tarif L ab 120 kWh).

Die EWE Go, die den eigenen Angaben zufolge im Nordwesten das größte Ladenetz betreibt, bietet mit ihrer Mobility Card ebenfalls konkurrenzfähige Preise: An den eigenen Stationen lädst du für 42 bzw 52 Cent pro kWh und an Partnerstationen immerhin noch für 59 bzw. 64 Cent. Da keine monatliche Grundgebühr anfällt, ist das gar kein so schlechter Deal.

Fastned ist mit Abstand am teuersten. Durch die Limitierung auf Schnellladesäulen liegt der Fokus bei diesem Anbieter auf Effizienz. Zudem sind sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich, sowie dem Vereinigten Königreich vertreten. Nutzende finden also auch über die Landesgrenze hinaus eine Lademöglichkeit, auch wenn die Niederlande bisher am besten abgedeckt ist. Mit einem starken Fokus auf Autobahnen, ist der Preis von 83 Cent pro schnell geladener kWh bzw. 58 Cent für Gold Member, nur eine gute Alternative zur Konkurrenz, wenn du auf deiner täglichen Strecke regelmäßig an einer der knapp 30 deutschen Ladesäulen vorbeikommst und dort laden willst.

Maingau bietet ein europaweites Angebot von über 370.000 Ladepunkten. Mit der Möglichkeit, sich zwischen einer kostenfreien App, einem Ladechip, oder einer Ladekarte zu entscheiden, bietet der Autostrom-Anbieter für jede Person eine gute Alternative. Ohne Grundgebühr und einem Preis von 49 Cent pro kWh bzw. 39 Cent für Maingau Kunden, ist der Preis derzeit fast unschlagbar.

Plugsurfing wiederum ist ein Kartenbetreiber, der dem eigenen Marketing zufolge den Zugriff auf das größte öffentliche Ladenetz Europas anbietet. In Deutschland bekommst du mit der Plugsurfing App fixe Preise von 56 bzw. 74 Cent respektive 89 Cent bei den Ionity-Säulen. Auch ein Preis, der sich lohnen kann!

Der Mineralölkonzern Shell hat sich seit einiger Zeit dem Ziel verschrieben, neben den fossilen Kraftstoffen auch die alternativen, nachhaltigeren Antriebsstoffe zu fördern bzw. selbst anzubieten. Und so kannst du inzwischen an vielen Shell Tankstellen und eigens eingerichteten Ladestationen auch deinen E-Transporter oder dein E-Auto aufladen. Zahlen kannst du dort, aber auch an fast allen anderen Ladepunkten in Deutschland mit der Shell Recharge Karte bzw. App. Beachte aber, dass hier jeweils eine Transaktions-Gebühr pro Ladevorgang anfällt.

Vattenfall bietet neben der Stromversorgung für euer Zuhause mit dem InCharge Netzwerk gerade hier im Norden bzw. in Hamburg ein recht großes Ladenetz, an dem man mit der InCharge-Karte 45 Cent bzw. 65 Cent bezahlt. Aktuell einer der günstigsten Anbieter.

Ladenetz ist ein Verbund, über den viele Stadtwerke ihre Ladesäulen anbieten, unter anderem auch die Ladesäulen von Stromnetz Hamburg hier in der Hansestadt. Auch hier sind die Kosten für den Ladevorgang Betreiber abhängig, aber du hast Zugriff auf rund 3.000 Ladesäulen sowie weitere Roaming-Partner.

Mit dem Chargemap Pass hingegen hast du eine sehr große Abdeckung in ganz Europa, allerdings keine festen Preise. Das heißt, die Ladekosten sind am Ende betreiberabhängig und du musst dich am besten vor dem Ladevorgang in der Chargemap-App über die konkreten Preise an dieser Säule mit dem Chargemap Pass informieren.

Welche Ladekarten brauchst du?

Unsere Empfehlung ist ein ganz klares „kommt drauf an“: Wenn du viel unterwegs bist und dir den Spaß machen möchtest, überall möglichst viel zu sparen, solltest du dir vermutlich so viele Karten wie möglich besorgen (am besten die ohne Grundgebühr), damit du immer die richtige bzw. günstigste für jeden Säulen-Betreiber am Start hast.

Bist du aber immer im gleichen Umfeld unterwegs, reicht vermutlich die Karte des entsprechenden lokalen Anbieters aus und für die größere Abdeckung eine Karte wie die des EWE Go, Vattenfall inCharge oder Plugsurfing, mit denen du quasi überall recht günstige Preise bekommst.

Dabei muss übrigens eine Ladekarte nicht unbedingt eine physische Karte sein, oftmals gibt es auch Apps, mit denen du dich an der Ladesäule identifizieren kannst. Die Faustregel ist hier: Lädst du immer an der selben Säule bzw. beim gleichen Säulen-Betreiber, bist du mit einer physischen Karte in der Regel schneller unterwegs. Wenn du regelmäßig an vielen verschiedenen Säulen lädst, ist eine App wahrscheinlich praktischer, da du dir den Karten-Salat im Auto sparst!

Alternativ gibt es z.B. bei Stromnetz Hamburg, dem Betreiber der typischen roten Ladesäulen hier in Hamburg, auch die Möglichkeit mit „Direct Pay“ zu bezahlen, entweder per App oder per SMS über deine Mobilfunkrechnung. Allerdings zahlst du hier dann auch einen Zuschlag von 2,06€ pro Ladevorgang – das lohnt sich dann wirklich nur für absolute Gelegenheits-Lader.

Ladekarten App-Empfehlungen: Die richtige Karte an der Säule finden

Wenn du unterwegs wissen möchtest, welche Karte für welche Säule gerade die günstigste ist, empfehlen wir dir die App Ladefuchs. Mit der für Android und iOS erhältlichen App findest du übersichtlich für viele Ladesäulen die entsprechenden Preise deiner Karten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Eine weitere Empfehlung ist die Chargeprice-App: Hiermit kannst du nicht nur verfügbare Ladestationen finden, sondern auch basierend auf deinem Fahrzeugmodell und der geplanten Ladung die für diesen Moment günstigste Ladekarte mit dem zu erwartenden Gesamtpreis herausfinden. Die App ist ebenfalls für iOS und Android verfügbar, funktioniert aber auch in jedem Browser.

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