Interview: Elektromobilität jetzt und in der Zukunft

Der Fiat E-Ducato ist ein Beispiel für den neuen Trend der Elektromobilität. Immer mehr Hersteller setzen auf strombetriebene Fahrzeuge und auch der Staat zieht mit. Umweltprämien und Förderungen des Ausbaus der Ladeinfrastruktur sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Doch wie steht es eigentlich derzeit um Elektromobilität und was wird sich in Zukunft diesbezüglich tun? Wir haben mit einem Experten gesprochen und ihm 10 Fragen zu Elektromobilität gestellt. David Wieters ist Berater für Elektromobilität und Ladeinfrastruktur und hat sich von uns interviewen lassen.

Wie schätzt du den heutigen Stand von Elektromobilität ein?

Der Markthochlauf hat begonnen. Wir erfahren zur Zeit eine exponentielle Entwicklung mit jährlicher Dopplung. Schätzungsweise sollte in diesem Jahrzehnt die Zulassungsquote von 100 % erreicht werden.

Es beginnen gerade die letzten Produktlebenszyklen von Verbrennern, sprich die letzte Verbrenner-Generation wird gebaut. Selbst Plug-in-Hybride werden teilweise nicht mehr weiterentwickelt.

Glaubst du Elektromobilität wird sich zukünftig stärker etablieren?

Ja, das wird der neue Standard der Mobilität werden und die Verbrenner, die man dann noch kaufen kann, sind dann Autos, die extra auf den Nischenmarkt zugeschnitten sind. Der Otto Normalverbraucher wird elektrisch fahren.

Was ist dafür nötig?

Die Vorurteile gegenüber Elektromobilität müssen aus dem Weg geräumt werden. Dazu trägt zum Beispiel ein Artikel wie dieser hier bei.

Wie schätzt du die derzeitige Ladeinfrastruktur ein?

In vielen Fällen ist die derzeitige Infrastruktur ausreichend, allerdings ist sie noch nicht flächendeckend verfügbar. Langstreckenfahrten durch ganz Deutschland sind aber ohne Probleme möglich. Die Ladetechnik ist der Technik der Fahrzeuge sogar in vielem voraus. Wichtig ist jetzt eine parallele Hochskalierung der Langstrecken-Abdeckung zusätzlich zur flächendeckenden Ladeinfrastruktur.

Wo liegen aus deiner Sicht noch Hürden?

Die größten Hürden liegen in der Bürokratie und darin, dass viele Unternehmen noch nicht erkannt haben, wie rasant dieser Markt wächst. Vor der Pandemie hatten wir Zulassungszahlen von um die 2 %. Jetzt liegen wir bei 10 – 14 % bei rein elektrischen PKWs. Es besteht für viele das Risiko den Einstieg in die Elektromobilität zu verpassen.

Wie kann man diese beseitigen und wer ist dafür verantwortlich?

Verantwortlich ist z.B. die Politik mit entsprechenden Förderprogrammen. Natürlich ist es aber auch wichtig, den Verbraucher von Elektromobilität zu überzeugen. Wichtig ist es zudem, an die Zukunft zu denken und nicht nur an die momentane Situation. Jeden Monat werden neue Elektroautos vorgestellt und die Anschaffungspreise sinken. So geht z.B. eine Studie davon aus, dass ab 2025-2027 Elektroautos bereits günstiger in der Anschaffung sind als vergleichbare Verbrenner.

Was ist aus deiner Sicht notwendig, um noch mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen?

Es ist kein Problem der Nachfrage sondern des Angebots. Produktionen müssen schnell umgestellt werden. Es muss investiert und ausgebaut werden. Man wartet heute teilweise 1 Jahr auf ein Elektroauto. Dazu kommt, dass die Förderung von E-Autos an den Zeitpunkt der Lieferung gebunden ist, was für Unsicherheiten sorgt. Bekomme ich in 1 Jahr, wenn mein Elektroauto geliefert wird, noch die gleiche Förderung wie jetzt?

Es geht aber nicht nur darum neue Autos auf die Straße zu bringen sondern auch darum, Modelle wie Carsharing zu etablieren. So könnte man beispielsweise Kleintransporter an Wochenenden den Privathaushalten zur Verfügung stellen.

Worin siehst du die Chancen für Transporter-Fahrer im Bezug auf Elektromobilität?

Man erfährt entspannteres, beruhigenderes Fahren. Außerdem steckt in einem Elektrotransporter unheimlich viel Kraft, was man beispielsweise am Drehmoment sehen kann. Der Klimabeitrag wird durch das Fahren von Elektrotransportern immer besser und steigt sogar mit dem Ausbau erneuerbarer Energien.

Plötzlich hat man ein Auto, das als Powerbank fungiert. Man braucht auf Baustellen keinen Generator mehr und schließt die Geräte einfach an den E-Transporter an. Das ganze nennt sich bidirektionales Laden, oder “vehicle to load”. Momentan geht das noch nicht bei allen Modellen, es ist aber prinzipiell möglich.

Durch das aktuelle Förderprogramm für klimafreundlicher Nutzfahrzeuge können bis zu 80 % der Investitionsmehrkosten bis hin zum C3-Segment gefördert werden, entscheidend ist hier der Beitrag zur Klimafreundlichkeit. Zusätzlich kann man einen Antrag auf Förderung der betriebsnotwendige Ladeinfrastruktur stellen. Aber auch das Förderprogramm KfW 441 fördert pro Investitionsstandort für betriebseigene Fahrzeuge und Privatfahrzeuge der Mitarbeiter bis zu 50 Ladepunkte á 900 Euro, also insgesamt bis zu 45.000 Euro.

Wie schätzt du den derzeitigen Transporter-Markt hinsichtlich Elektromobilität ein?

Die Technologie aus dem PKW-Bereich schwappt jetzt zum Glück endlich zu den Nutzfahrzeugen über, sprich: höhere Reichweiten und kürzere Ladezeiten. Der Markt ist aber dennoch noch nicht so gut ausgebaut. Man muss aber bedarfsgerecht analysieren, was man wirklich braucht. Fährt man nie mehr als 200 Kilometer, braucht man keine 500 Kilometer Reichweite. Eine richtige Beratung ist hier wichtig.

Wie schätzt du die Entwicklung der Elektromobilität in der Zukunft ein?

Man kann vorsichtig sagen, dass einige Prognosen übertroffen werden könnten und die Entwicklung rapider vorangeht, als in der Vergangenheit angenommen wurde. Wichtig ist, dass man jetzt nicht zu lange wartet, vor allem im Hinblick auf die Lieferzeiten von E-Fahrzeugen. Die Nachfrage kann im Moment nicht ausreichend gedeckt werden.

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