So innovativ Elektrofahrzeuge sind, auch sie sind vor der Möglichkeit einer Autopanne nicht sicher. Bleibt das Auto liegen, kann das meistens nicht nur zeitintensiv, sondern auch teuer werden. Viele Autofahrer greifen daher zum Hörer und lassen sich lieber von Freunden oder der Familie abschleppen, als einen Abschleppdienst zu rufen. Bei Verbrennern ist das in der Regel kaum ein Problem. Für Elektroautos gelten allerdings Regeln, die sich nicht nur auf das reine Abschleppen eines E-Autos beziehen.
Darf ich einem Elektroauto Starthilfe geben? Wen rufe ich im Pannenfall an? Warum sollte ich ein Elektroauto niemals abschleppen (lassen)? Die Antworten auf diese Fragen und die Erklärung für die unterschiedlichen Regeln findet ihr hier!
Panne mit dem Elektroauto: Reichweitenangst in der Elektromobilität!
KARABAG-Fun-Fact: Die sogenannte Reichweitenangst beschreibt das Phänomen, dass Fahrer von Elektroautos die Befürchtung haben, dass die Batterie vor Erreichen des Ziels leer ist. Doch was passiert, wenn ein E-Auto tatsächlich liegen bleibt und ist die Angst überhaupt berechtigt?
ADAC Pannenstatistik: Der Vergleich zwischen Elektroauto und Verbrenner im Pannenfall!
Elektroautos sind im Allgemeinen etwas pflegeleichter und verlässlicher, sagt man. Nicht nur für Kurzstrecken sind elektrisch betriebene Fahrzeuge daher beliebt. Zurückzuführen ist das, unter anderem auf die Tatsache, dass Elektroautos weniger bewegliche Teile verbaut haben als ihre Verbrenner-Modelle. Viele Pannenursachen für Verbrenner fallen daher bei E-Autos von vornherein weg. Bleibt ein E-Auto doch liegen, ist die Ursache ziemlich sicher auf die Batterie zurückzuführen. Wo liegt nun also der Unterschied zum Verbrenner, denn auch hier ist die Haupt-Pannenursache bekanntlich die Batterie? Und bedeuten weniger Pannenursachen auch, dass Elektroautos allgemein pannen-unanfälliger sind als Fahrzeuge mit Verbrenner-Motor?
Wenn das Auto liegen bleibt: Die häufigsten Pannenursachen von Elektroautos und Verbrennern
Da die Anzahl von Pannenursachen für E-Autos gegenüber Verbrennern geringer ist, erwartet man auch eine geringere Pannen-Wahrscheinlichkeit. Bevor wir diese jedoch auswerten, gehen wir noch einmal auf die verschiedenen Bauteile der Fahrzeugtypen ein. In der untenstehenden Grafik sind alle Pannenursachen aufgelistet. Ursachen, die mit dem Auspuff/ der Abgasrückführung, dem Getriebe, dem Anlasser, der Kupplung, der Kraftstoffeinspritzung oder dem Turbolader zu tun haben, fallen für elektrisch betriebene Fahrzeuge von vornherein weg. Wirkt sich die Masse an Pannen-Ursachen demnach auf die Häufigkeit aus?
Auffällig ist, dass eine defekte oder entladene Starterbatterie den größten Anteil an Pannenursachen einnimmt. Mit 2,5 Pannen auf 100 Fahrzeugen ist das, laut ADAC, die größte Ursache sowohl für E-Autos, als auch für Verbrenner.
KARABAG-Fun-Fact: Neben der Hochvolt- oder Transaktions-Batterie im Unterboden, haben Elektroautos ebenfalls eine 12-Volt-Starterbatterie, die mit Niederspannung arbeitet. Wie beim Verbrenner wird diese zum Betreiben von Licht, Armaturen und anderen Systemen im Fahrzeug genutzt. Die Pannenursache liegt daher nicht in der Antriebsquelle.
Elektroauto oder Verbrenner – Wer ist pannenanfälliger?
Seit dem Elektro-Boom geht es E-Fahrzeugen an den Kragen. Welche Vorteile haben sie gegenüber Verbrennern und wo ist die Technik noch nicht voll ausgereift? Der ADAC hat in seiner jährlichen Pannenstatistik für 2022, das erste Mal auch elektrisch betriebene Fahrzeuge mit einfließen lassen. Der Grund: Bisher waren E-Autos noch nicht stark genug auf den Straßen vertreten, wodurch keine aussagekräftige Auswertung veröffentlicht werden konnte.
Problem bei der Gegenüberstellung von E-Autos und Verbrennern:
Ganz klar – das Alter! Während das Durchschnittsalter von Diesel-Fahrzeugen und Benzinern bei etwa 10 Jahren liegt, schätzt man elektrisch betriebene Fahrzeuge ca. 7 Jahre jünger ein. Mit steigender Pannen-Wahrscheinlichkeit mit wachsendem Fahrzeugalter, ist ein Vergleich aller eingegangenen Pannen somit wenig repräsentativ.
Die Lösung: Der ADAC hat ausschließlich die Werte aller Fahrzeuge mit Erstzulassungsjahr 2020 ausgewertet.
Sonderregel für Elektroautos: Komplizierte Pannenhilfe bei E-Autos sorgt für Gesprächsstoff
Bleibt ein E-Auto liegen, ist der Grund höchstwahrscheinlich eine leere/ defekte Batterie. Auch wenn es sich hierbei in der Regel um die 12 V Starterbatterie handelt, kann man ein E-Fahrzeug nicht einfach mit einer Powerbank aufladen. Bleibt ein Verbrenner beispielsweise aufgrund eines leeren Tanks stehen, lässt sich das Problem ganz einfach mit einem Reservekanister lösen und auch das Abschleppen eines liegengebliebenen Kraftfahrzeugs sollte in den meisten Fällen kein Problem darstellen. Warum ist die Erste-Hilfe und auch das Abschleppen bei einem Elektrofahrzeug also so schwer?
Warum lassen sich E-Autos nicht einfach so abschleppen?
Bleibt ein E-Auto liegen, ist das Problem nicht einfach mit dem Nachfüllen von Benzin geregelt. Ob man ein E-Auto abschleppen darf oder nicht, hängt in erster Linie vom Modell ab. Einige Automobilhersteller, wie BMW, untersagen das Abschleppen komplett. Andere Marken, wie Kia, erlauben das Abschleppen unter bestimmten Voraussetzungen. Grund für die Kontroverse beim Abschleppen von Elektrofahrzeugen ist die Energieerzeugung beim Transport – denn mindestens eine der Achsen erzeugt beim Abschleppen Energie im Elektromotor. Der Energiefluss ohne aktives Bordsystem kann dann zu Induktionsspannungen führen, die Schäden in der Steuerelektronik erzeugen.
Wer leistet Erste-Hilfe: Panne mit dem Elektroauto
Bleibt ihr mit eurem E-Auto liegen, ist die Vorgehensweise dieselbe wie beim Verbrenner:
- Warnblinker einschalten
- Auf dem Seitenstreifen oder in der Haltebucht stehen bleiben
- Warnweste anziehen
- Warndreieck aufstellen
- Hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen
- Qualifizierte Hilfe rufen
Garantiepakete, wie die Mobilitätsgarantie der Hersteller, sind oft die erste Anlaufstelle im Pannenfall. Viele Garantiepakete bieten dann den Transport zu einem Servicepartner, der nächsten Ladestation oder sogar den Transport des Fahrzeugs vor die eigene Haustür.
Liegt das Problem an einem leeren Fahr-Akku, haben die meisten E-Fahrzeuge einen Notfallpuffer an Reichweite, mit dem man in reduzierter Geschwindigkeit die nächste Ladestation erreichen sollte.
Kann ein E-Auto andere Fahrzeuge abschleppen?
In der Theorie ist das Abschleppen eines liegengebliebenen Fahrzeugs immer möglich, wenn die Grundbedingungen, wie Modelleigenschaften, Fahrtüchtigkeit, Anhängerkupplung und Co., eingehalten werden. Auch mit einem E-Auto kann man dann ein weiteres Fahrzeug abschleppen. Einen Haken hat die Sache allerdings doch: Das Abschleppen mit einem E-Auto bedeutet für den Fahr-Akku, des ohnehin schon schweren Fahrzeugs, eine erhebliche Zusatzbelastung. Einfach gesagt: Der Fahr-Akku leert sich bedeutend schneller, zulasten der Reichweite. Für lange Strecken ist das Abschleppen daher schlichtweg nicht möglich. Bis zu 70% kann die Akkuleistung schrumpfen, wenn beispielsweise ein Anhänger gezogen wird.
KARABAG-Fun-Fact: Wusstest du, dass die starke Belastung auf die Batterie der Grund ist, weshalb E-Autos keine Anhängerkupplung haben?
Tipps bei Batterie- und Reifenproblemen: So verhindert ihr eine Panne mit dem Elektro-Auto
Panne vorbeugen: Wie vermeidet man das Liegenbleiben mit dem E-Auto?
In erster Linie sollte man natürlich auf sein Auto hören. Das bedeutet: Ladestandsanzeige, Reichweiten-Prognose und Kontrollleuchten beachten. Egal ob Verbrenner oder E-Modell, vor allem vor langen Fahrten sollten Reifendruck und Co. gecheckt und unerwartete Staus oder Umleitungen bedacht werden. Die Gefahr, in einem Stau stehen zu bleiben, ist allerdings genauso gering wie bei einem Verbrenner. Im Sommer verbraucht ein E-Auto im Stau nämlich kaum Energie. Dennoch solltet ihr beachten, dass Elektroautos noch neuer auf dem Markt und die Ladeinfrastruktur demnach noch weniger ausgebaut ist. Informiert euch daher noch vor der Fahrt über mögliche Ladestellen oder bucht eine Unterkunft, in der ihr euer Fahrzeug über Nacht laden könnt.
Batterie-Tipps gegen die Autopanne
Immer mehr Neuwagen bleiben aufgrund der Starterbatterie liegen, obwohl sie im Schnitt fünf bis sechs Jahre halten. Grund hierfür sind die zahlreichen zusätzlichen elektrischen Verbraucher in den Fahrzeugen. Experten raten daher zu regelmäßigen Batterie-Kontrollen einmal im Monat. Auch der rechtzeitige Austausch der Batterie hilft, um einer Panne nachhaltig vorzubeugen. Aber keine Angst, viele Modelle bieten eine Diagnosefunktion im Bordcomputer an, sodass man regelmäßig und bequem aus dem Auto heraus einen Check durchführen kann. Informiert euch zusätzlich über den richtigen Lade-Rhythmus. Wie auch beim Handy, kann es die Batterie des E-Autos stark strapazieren, wenn sie immer wieder gänzlich ausgeschöpft wird, bevor man sie wieder auflädt. Das gleiche gilt natürlich auch für Schnelllader.
Zu guter Letzt die Temperaturen: Dieser Faktor sollte in Deutschland kein allzu großes Problem darstellen, dennoch sollte man bei starken Temperaturschwankungen und Extrem-Temperaturen lieber aufpassen und das Fahrzeug in einer Garage parken.
So beugt man der Reifenpanne vor!
Die Reifen und Räder stellen ebenfalls einen erheblichen Anteil in der ADAC-Pannenstatistik dar und gehören zudem zu den Faktoren, die man am meisten beeinflussen kann. Unter anderem mag das daran liegen, dass zunehmend mehr Fahrzeuge ein Pannenset an Stelle eines Notrades mitführen. Wir haben den richtigen Umgang bei einer Reifenpanne für dich zusammengefasst.
Fazit und Zukunftsaussichten
Auch wenn es mittlerweile möglich ist, Statistiken für E-Autos zu erstellen, Trends und Muster zu erkennen, gibt es im Bereich der Elektromobilität dennoch einiges, was in den Sternen steht. Fakt ist: Laut aktueller Zahlen sind elektrisch betriebene Fahrzeuge weniger anfällig für Pannen. Die Zahlen ergeben sich allerdings ausschließlich aus Messungen von Neuwagen. Kritisch betrachtet bedeutet das, dass neue Elektroautos im Gegensatz zu neuen Verbrennern weniger anfällig für Pannen sind. Folgende Punkte solltet ihr daher nicht außer Acht lassen:
- Die Branche um Elektroautos ist neu und somit noch unerforschter als die Welt der Verbrenner-Modelle
- Elektroautos sind weitaus schwerer. Wie sich die größere Belastung auf Reifen, Achsen oder Bremsen auf lange Sicht auswirkt, lässt sich nur vermuten.
- Wie schlagen sich die Hochvoltbatterien gegenüber den Verbrenner-Motoren mit der Zeit?
Elektroautos sind zweifellos die Zukunft der Mobilität. Es bleibt abzuwarten, ob sich die umweltschonenden Fahrzeuge auch auf langer Strecke beweisen.